Die erste Übergabe
Im niederländischen Bauwesen ist die Fertigstellung eines Gebäudes selten ein einzelnes Ereignis. Es handelt sich um einen zweistufigen Prozess, der mit der voorlopige oplevering (vorläufige Abnahme oder Lieferung) beginnt. Dies ist ein formales, terminlich festgelegtes Ereignis, bei dem der Auftragnehmer dem Auftraggeber die 'fertige' Arbeit präsentiert. Der Auftraggeber, oft begleitet von einem Architekten oder Prüfer, führt eine gründliche Begehung des gesamten Projekts durch, um verbleibende Mängel, Defekte oder unvollständige Positionen zu identifizieren. Diese Feststellungen werden sorgfältig in einer Liste dokumentiert, die als proces-verbaal van oplevering bekannt ist. Durch die Unterzeichnung dieses Dokuments nimmt der Auftraggeber das Gebäude offiziell ab, wobei diese Abnahme jedoch bedingt dadurch ist, dass der Auftragnehmer die festgestellten Mängel behebt.
Der rechtliche und praktische Wandel
Die vorläufige Abnahme markiert einen bedeutenden Rechtsübergang. Von diesem Zeitpunkt an gehen typischerweise das Risiko und die Verantwortung für das Gebäude (z. B. Versicherung gegen Feuer- oder Sturmschäden) vom Auftragnehmer auf den Auftraggeber über. Sie markiert auch den offiziellen Beginn der 'Wartungsfrist' (onderhoudstermijn), ein vertraglich vereinbarter Zeitraum (oft sechs Monate), in dem der Auftragnehmer alle auf der Mängelliste dokumentierten Probleme lösen muss. Währenddessen ermöglicht sie dem Auftraggeber, das Gebäude zu übernehmen, ist jedoch eine Phase, die von potenziellen Konflikten geprägt ist, da der Spielraum des Auftraggebers, kleinere Probleme beheben zu lassen, vollständig von der Bereitschaft des Auftragnehmers abhängt, seine letzten Verpflichtungen zeitnah zu erfüllen.



















