Die Boetebeding: Eine vertragliche Landmine
Tief im dichten Text vieler standardmäßiger niederländischer Mietverträge verbirgt sich eine Boetebeding (Strafklausel). Diese Klausel soll Mieter davon abhalten, gegen die Vertragsbedingungen zu verstoßen, indem sie eine finanzielle Strafe auferlegt. Eine der häufigsten Anwendungen einer Boetebeding ist die Festlegung einer Verspätungsgebühr für Mietzahlungen. Der Vertrag könnte beispielsweise vorsehen, dass für jeden einzelnen Tag, an dem die Mietzahlung verspätet ist, eine Strafe von 25 € erhoben wird. Für einen Mieter, der eine Woche mit der Miete im Rückstand ist, könnte dies schnell zu einer Strafe von 175 € zusätzlich zur eigentlichen Miete führen. Diese Klauseln sollen einen starken Anreiz für Mieter darstellen, pünktlich zu zahlen, unterliegen jedoch einer rechtlichen Prüfung.
Die Rechtmäßigkeit von Verspätungsgebühren: Der "Unangemessenheits"-Test
Obwohl Boetebeding grundsätzlich ein rechtlicher Bestandteil des Vertragsrechts in den Niederlanden sind, ist ihre Wirkung nicht absolut. Ein Richter hat die Befugnis, eine Strafe zu mildern oder ganz aufzuheben, wenn sie als unangemessen (onredelijk) angesehen wird. Das niederländische Zivilgesetzbuch gibt Richtern die Macht einzugreifen, wenn eine Strafe unverhältnismäßig oder übermäßig ist. Eine Verspätungsgebühr, die sich bei einer geringfügigen Verzögerung schnell zu einer hohen Summe anhäuft, ist ein typisches Beispiel für eine unangemessene Strafe. Der finanzielle Schaden, den ein Vermieter durch eine Verzögerung von einigen Tagen erleidet, ist minimal (im Wesentlichen ein geringer Zinsverlust), sodass eine Strafe von mehreren hundert Euro eher strafend als entschädigend wirkt.
Darüber hinaus ist es einem Vermieter in der Regel nicht erlaubt, doppelt zu kassieren. Das Gesetz unterscheidet zwischen der vertraglich vereinbarten Strafe (boete) und den gesetzlich geregelten Inkassokosten (incassokosten). Ein Vermieter darf dem Mieter nicht beides in Rechnung stellen. Er muss sich entscheiden, welchen Weg er verfolgt. Wenn er die Boetebeding im Vertrag geltend macht, verzichtet er in der Regel auf das Recht, die separaten gesetzlichen Inkassokosten zu verlangen. Dies ist eine wichtige Nuance, die vielen Mietern nicht bewusst ist, und Vermieter versuchen möglicherweise illegal, beides zu verlangen.
Was tun, wenn Ihnen eine unfaire Verspätungsgebühr berechnet wird
Wenn Sie einige Tage mit der Miete im Rückstand sind und Ihr Vermieter Ihnen eine hohe Rechnung für Verspätungsgebühren auf Grundlage einer Boetebeding vorlegt, zahlen Sie nicht einfach blind. Ihre erste Priorität sollte immer sein, die tatsächlich ausstehende Miete so schnell wie möglich zu zahlen, um eine weitere Verschuldung zu vermeiden. Sobald die Grundmiete bezahlt ist, können Sie die Strafe ansprechen. Sie sollten einen formellen Brief (oder eine E-Mail) an Ihren Vermieter schreiben, in dem Sie die Verspätungsgebühr mit der Begründung anfechten, dass sie rechtlich unangemessen (onredelijk bezwarend) ist. Sie können Ihre Bereitschaft erklären, eine kleine, angemessene Entschädigung für die Verzögerung zu zahlen, aber Sie lehnen die im Vertrag festgelegte Strafgebühr ab.
Diese Maßnahme stoppt das Problem oft, da Vermieter wissen, dass solche Klauseln vor Gericht häufig aufgehoben werden. Wenn der Vermieter beharrt und droht, den Betrag von Ihrer Kaution abzuziehen, können Sie ihn darüber informieren, dass Sie dies durch die Huurcommissie (Mietkommission) oder ein Zivilgericht anfechten werden. Diese Boetebeding sind oft eher als Abschreckung in Verträgen enthalten denn als tatsächlich durchsetzbare Klausel, in der Annahme, dass Mieter zu eingeschüchtert oder uninformiert sind, um sie anzufechten.