Das Recht, sich ohne Angst zu beschweren
Die Beziehung zwischen Vermieter und Mieter basiert auf einer Reihe gegenseitiger Rechte und Pflichten. Ein entscheidendes Element dieses Gleichgewichts ist die Fähigkeit des Mieters, seine Rechte geltend zu machen—wie wesentliche Reparaturen zu verlangen oder Betriebskosten zu hinterfragen—ohne Angst vor Strafe. Vermieterische Vergeltungsmaßnahmen beziehen sich auf jegliche negative Maßnahme, die ein Vermieter ergreift, um einen Mieter für die Ausübung eines solchen Rechts zu bestrafen. Dies kann reichen von direkten Drohungen und Belästigungen bis hin zur ultimativen Handlung der 'Vergeltungskündigung'. Das niederländische Recht bietet starken, mehrschichtigen Schutz gegen ein solches Verhalten.
Der Kern dieses Schutzes ist, dass das rechtmäßige Handeln eines Mieters niemals als 'berechtigter Grund' für eine Kündigung verwendet werden darf. Ein Vermieter, der versucht, den Mietvertrag kurz nach Einreichung eines Falls bei der Huurcommissie (Rental Tribunal) wegen Instandhaltungsdefekten zu kündigen, wird vor einem Richter vor extreme Skepsis stoßen. Der Zeitpunkt des Kündigungsversuchs würde eine starke Vermutung dafür schaffen, dass es sich um Vergeltung handelt, und der Vermieter hätte enorme Schwierigkeiten, den angegebenen Grund (z. B. eine plötzliche, bequeme Behauptung von 'dringender persönlicher Nutzung') als echt zu beweisen.
Wie das niederländische Recht eine vergeltende Kündigung verhindert
Der primäre Schutz gegen eine vergeltende Kündigung ist das 'berechtigter Grund'-System selbst. Da ein Vermieter eine rechtlich gültige Kündigungsgrundlage angeben muss und 'der Mieter hat mich durch die Nachfrage nach einer neuen Heizung gestört' nicht auf dieser Liste steht, funktioniert der rechtliche Rahmen von vornherein als Anti-Vergeltungsgesetz. Ein Richter würde einem solchen fadenscheinigen Vorwand durchblicken. Wenn ein Vermieter nach einem Streit versucht, einen Mieter zu kündigen, bestünde die Verteidigung des Mieters darin, die Vergeltungsnatur der Behauptung des Vermieters zu demonstrieren, wodurch der angebliche 'berechtigter Grund' des Vermieters entkräftet wird.
Das Wet goed verhuurderschap: Ein moderner Schutz
Neben dem Räumungsverfahren bietet das Good Landlordship Act (Wet goed verhuurderschap), das seit Mitte 2023 in Kraft ist, ein starkes, direktes Instrument gegen andere Formen von Vergeltung. Dieses Gesetz verbietet ausdrücklich Einschüchterung (intimidatie) durch Vermieter. Dies ist ein weiter gefasster Begriff, der eine Reihe von vergeltenden Verhaltensweisen abdeckt:
- Dem Mieter mit Kündigung drohen, wenn er um Wartung bittet.
- Den Mieter mit übermäßigen, unnötigen Inspektionen nach einer Beschwerde belästigen.
- Plötzlich die Kommunikation verweigern oder Reparaturen ganz verweigern.
Nach diesem Gesetz kann ein Mieter, der solche Vergeltungen erlebt, jetzt direkt bei seiner örtlichen Gemeinde (gemeente) eine Beschwerde einreichen. Die Gemeinde hat die Befugnis, die Beschwerde zu untersuchen, und, falls sie bestätigt wird, dem Vermieter eine Verwarnung oder eine erhebliche Geldstrafe zu erteilen. Dies schafft eine starke Abschreckung und bietet Mietern einen Rechtsweg, der oft schneller und weniger einschüchternd ist als der Gang vor Gericht. Dieses Gesetz stellt sicher, dass die im Bürgerlichen Gesetzbuch verankerten Rechte nicht nur theoretisch sind, sondern praktisch sicher ausgeübt werden können.