Das Sicherheitsnetz des Vermieters, der Kopfschmerz des Mieters
Die Sicherheitskaution, im Niederländischen bekannt als borg, ist ein Standard- und erwarteter Bestandteil fast jeder Miettransaktion. Es handelt sich um eine Geldsumme, die der Vermieter während der gesamten Mietdauer einbehält und die als finanzielles Polster gegen zwei Hauptgefahren dienen soll: dass der Mieter die Miete nicht bezahlt, oder dass der Mieter Schäden an der Wohnung verursacht, die über normale Abnutzung hinausgehen. Grundsätzlich ist dies eine vernünftige Regelung. In der Praxis ist die Rückgabe der Kaution einer der häufigsten Streitpunkte zwischen Vermietern und Mietern am Ende eines Mietverhältnisses. Viele Mieter sehen die borg als einen Topf an, der unweigerlich fragwürdigen Abzügen ausgesetzt wird, während viele Vermieter sie als notwendiges Instrument betrachten, um ihr Investment vor verantwortungslosen Mietern zu schützen. Die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen, aber der rechtliche Rahmen wurde kürzlich verschärft, um Mieter besser vor willkürlichen Einbehalten zu schützen.
Ein entscheidendes Gesetz, das Wet goed verhuurderschap, trat am 1. Juli 2023 in Kraft und legt klare, rechtlich verbindliche Regeln für Kautionen in allen nach diesem Datum abgeschlossenen neuen Verträgen fest. Die wichtigste Regel ist, dass die Kaution nun auf maximal das Zweifache der kalten Monatsmiete begrenzt ist (kale huur). Ein Vermieter, der drei Monatsmieten als Kaution verlangt, eine früher gängige Praxis, handelt jetzt rechtswidrig. Darüber hinaus legt das Gesetz einen klaren Zeitrahmen für die Rückgabe der Kaution fest: Sie muss dem Mieter innerhalb von 14 Tagen nach der rechtswirksamen Beendigung des Mietverhältnisses zurückerstattet werden, es sei denn, es liegen berechtigte Abzüge vor. Nimmt der Vermieter Abzüge vor, hat er bis zu 30 Tage Zeit, den verbleibenden Betrag zurückzuzahlen, und muss dem Mieter eine vollständige und detaillierte Liste mit den Kosten für Reparaturen oder zur Deckung ausstehender Mieten vorlegen.
Das Schlachtfeld: Schäden vs. normale Abnutzung
Die häufigste Ursache für Streitigkeiten über die Kaution ist die Definition von „Schaden“. Ein Vermieter kann rechtmäßig Kosten für die Reparatur von durch den Mieter verursachten Schäden abziehen, er darf jedoch nicht für normale Abnutzung (normale slijtage) berechnen. Diese Unterscheidung ist entscheidend.
- Normale Abnutzung: Dazu gehören kleinere Mängel, die durch die normale, alltägliche Nutzung einer Immobilie über die Zeit entstehen. Beispiele sind kleine Schrammen an den Wänden, leichtes Ausbleichen von Farbe durch Sonneneinstrahlung oder dass Teppiche in stark genutzten Bereichen etwas abgenutzt sind. Dies gilt als Betriebskosten des Vermieters und darf nicht von der Kaution abgezogen werden.
- Schaden: Dies bezieht sich auf Schäden, die durch Fahrlässigkeit, Unachtsamkeit oder vorsätzliches Handeln entstanden sind. Beispiele sind große Löcher in der Wand durch das Anbringen eines Fernsehgeräts, erhebliche Flecken im Teppich, zerbrochene Fenster oder eine Arbeitsplatte, die durch eine heiße Pfanne beschädigt wurde.
Das Problem ist natürlich, dass die Grenze zwischen beiden verschwimmen kann, und manche Vermieter werden versuchen, jede kleinere Unvollkommenheit als „Schaden“ zu klassifizieren. Hier kann die Bedeutung eines check-in reports (inspectierapport oder opnamestaat) gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Dabei handelt es sich um einen detaillierten Bericht, der zu Beginn Ihres Mietverhältnisses erstellt wird und den Zustand der Immobilie Zimmer für Zimmer dokumentiert, einschließlich vorhandener Kratzer, Flecken oder Mängel. Er sollte von umfangreichen, mit Zeitstempel versehenen Fotografien begleitet und von Ihnen sowie dem Vermieter unterschrieben werden. Ohne einen unterschriebenen Check-in-Bericht geht das Gesetz im Allgemeinen davon aus, dass die Immobilie bei Übergabe in gutem Zustand war, was es für Sie wesentlich schwieriger macht, einen vom Vermieter geltend gemachten Schaden zu bestreiten.
Wie Sie für Ihre Kaution kämpfen
Wenn Sie sich am Ende Ihres Mietverhältnisses befinden und Ihr Vermieter Ihre Kaution ungerechtfertigt einbehält oder eine Liste mit unangemessenen Abzügen vorlegt, akzeptieren Sie dies nicht einfach. Ihr erster Schritt sollte sein, einen formellen schriftlichen Widerspruch zu senden. Bestreiten Sie die konkreten Posten, die Sie für unfair halten (z. B. für normale Abnutzung), und verweisen Sie auf Ihren Check-in-Bericht und die Fotos als Beweismittel. Geben Sie den Betrag an, von dem Sie glauben, dass er Ihnen zusteht, und setzen Sie eine Frist zur Zahlung (z. B. 14 Tage).
Wenn der Vermieter weiterhin die Zahlung verweigert, ist der nächste Schritt, eine formelle Mahnung (ingebrekestelling) per Einschreiben (aangetekende brief) zu senden. Dies ist ein offizieller rechtlicher Schritt, der den Vermieter in Verzug setzt und oft Voraussetzung für weitere rechtliche Maßnahmen ist. Sollte auch dies scheitern, bleibt der Rechtsweg vor den Zivilgerichten. Zwar kann die Aussicht auf ein Gerichtsverfahren, insbesondere bei vergleichsweise kleinen Geldbeträgen, abschreckend wirken, doch oft ist dies der einzige Weg, um mit einem störrischen Vermieter fertigzuwerden. Die Androhung einer Klage beruht häufig darauf, dass viele Mieter den Aufwand scheuen. Organisationen wie das Juridisch Loket können erste Ratschläge geben, und für Mieter mit Rechtsschutzversicherung kann es ein unkomplizierter Prozess sein. Denken Sie daran: Die Kaution ist Ihr Geld, kein Bonus für den Vermieter. Der Schutz beginnt mit einem gründlichen Check-in und endet mit einem entschiedenen Durchsetzen Ihrer Rechte.