Die gesetzliche Pflicht des Vermieters
Die Instandhaltung und Sicherheit von Notausgängen und Fluchtwegen (vluchtroutes) in einem Wohngebäude ist eine gravierende und nicht übertragbare Verantwortung des Eigentümers, der entweder der Vermieter oder die Eigentümergemeinschaft des Gebäudes ist (Vereniging van Eigenaars (VvE)). Das ist nicht nur eine Frage bewährter Praxis; es ist streng geregelt unter dem niederländischen Bouwbesluit (Bauverordnung) und wird von der lokalen Feuerwehr (brandweer) und von kommunalen Inspektoren durchgesetzt. Der Kern dieser Verpflichtung besteht darin sicherzustellen, dass im Falle eines Brandes oder einer anderen Notsituation alle Bewohner das Gebäude schnell und sicher evakuieren können. Diese gesetzliche Pflicht umfasst mehrere Schlüsselaspekte. Erstens müssen die Fluchtwege selbst – zu denen Flure, Treppenhäuser und letzte Ausstiegstüren gehören – strukturell intakt und in gutem Zustand gehalten werden. Zweitens müssen sie mit geeigneter Notbeleuchtung ausgestattet sein, die sich bei Stromausfall automatisch einschaltet und so Sichtbarkeit gewährleistet. Drittens müssen alle Notausgangstüren von innen ohne Schlüssel problemlos geöffnet werden können. Schließlich müssen die Wege durch standardisierte Piktogrammschilder deutlich gekennzeichnet sein. Ein Vermieter, der diese Anforderungen nicht erfüllt, verletzt nicht nur den Mietvertrag, sondern schafft auch eine Situation extremer Fahrlässigkeit, die tödliche Folgen haben könnte, und für die er rechtlich haftbar gemacht würde.
Das Problem der Hindernisse
Trotz des klaren rechtlichen Rahmens ist das häufigste und gefährlichste Problem bei Notausgängen in niederländischen Mehrfamilienhäusern eine Blockade/Behinderung. Gemeinschaftliche Flure und Treppenhäuser sind oft mit persönlichen Gegenständen überladen. Fahrräder, Kinderwagen, Schuhregale, alte Möbel und Müllsäcke werden oft in diesen geteilten Bereichen hinterlassen, wodurch ein lebensrettender Fluchtweg zu einem gefährlichen Hindernisparcours wird. In einem Brandfall blockieren diese Gegenstände nicht nur den Weg, sondern liefern auch Brennstoff für das Feuer und können giftigen Rauch freisetzen. Die Verantwortung, diese Wege freizuhalten, liegt beim Vermieter oder der VvE. Sie müssen klare Gebäuderegeln (huisregels) festlegen und durchsetzen, die die Lagerung von Gegenständen in gemeinschaftlichen Fluchtwegen verbieten. Allerdings ist dies der Punkt, an dem Theorie oft mit einer weniger idealen Realität kollidiert. Viele Vermieter zögern, ihre Mieter zu überwachen und diese Regeln durchzusetzen, und ziehen es vor, Konflikte zu vermeiden. Sie mögen Verstöße ignorieren, bis eine formelle Beschwerde eingelegt wird oder eine offizielle Inspektion unmittelbar bevorsteht. Dieser passive Ansatz setzt alle Bewohner dem Risiko aus. Als Mieter ist es wichtig zu verstehen, dass selbst wenn Ihre Nachbarn die Verursacher der Hindernisse sind, es immer noch die Aufgabe des Vermieters ist, einzugreifen und die Situation zu lösen. Sie sollten niemals zögern, solche Hindernisse formell zu melden, da es nicht nur um Unordnung geht; Sie melden eine ernsthafte Sicherheitsverletzung.
Was Mieter überprüfen und tun sollten
Beim Einzug in ein Wohngebäude und auch danach sollten Mieter proaktiv die Fluchtwege ihres Gebäudes prüfen. Beginnen Sie vor Ihrer eigenen Haustür und gehen Sie den gesamten Weg bis zur letzten Ausgangstür im Erdgeschoss. Ist der Weg breit genug und frei von jeglichen Gegenständen? Prüfen Sie den Zustand der Treppenschritte und Geländer. Achten Sie auf die beleuchteten grünen Notausgangsschilder und prüfen Sie, ob sie funktionieren. Öffnen Sie die letzte Ausgangstür, um sicherzustellen, dass sie reibungslos funktioniert und nicht beispielsweise illegal von innen verriegelt ist. Wenn Ihr Gebäude Feuertüren hat (schwere Türen, die darauf ausgelegt sind, die Ausbreitung von Rauch und Feuer zu stoppen), prüfen Sie, dass sie nicht offen angelehnt sind — eine gängige, aber äußerst gefährliche Praxis. Wenn Sie Probleme entdecken, von Hindernissen bis zu defekten Notbeleuchtungen, dokumentieren Sie diese sofort mit Fotos und senden Sie eine formelle schriftliche Beschwerde an Ihren Vermieter oder die VvE. Wenn sie schnelle und wirksame Maßnahmen versäumen, zögern Sie nicht, die Situation direkt an die örtliche Feuerwehr (brandweer) zu melden. Solche Meldungen nehmen sie sehr ernst und können eine unangekündigte Inspektion durchführen. Einen Vermieter dazu zu zwingen, einen Flur freizuräumen, könnte Sie beim Nachbarn unbeliebt machen, der das beanstandete Fahrrad besitzt, aber es ist eine notwendige Maßnahme, um die Sicherheit von Ihnen, Ihrer Familie und allen anderen im Gebäude zu gewährleisten.