Das Ende der 'Black Box'
Für viele Jahre war der Prozess der Mieterprüfung in den Niederlanden eine vollständige 'Black Box'. Ein potenzieller Mieter würde eine Flut persönlicher Informationen einreichen und dann warten, oft ohne jemals eine Rückmeldung zu erhalten oder einen Ablehnungsgrund zu erfahren. Diese Undurchsichtigkeit schuf einen fruchtbaren Boden für Diskriminierung, egal ob bewusst oder unbewusst, und ermöglichte Vermietern und Vermittlern, Mieter nach willkürlichen oder vorurteilsbehafteten Kriterien auszuwählen. Das Wet goed verhuurderschap (Good Landlordship Act) aus dem Jahr 2023 wurde speziell darauf ausgelegt, diese Black Box zu zerschlagen. Das Gesetz schreibt vor, dass alle Vermieter und Vermietungsvermittler ein klares, transparentes und objektives Auswahlverfahren übernehmen und veröffentlichen müssen. Sie können nicht länger einen Mieter einfach nach Bauchgefühl auswählen. Sie müssen einen festgelegten Kriterienkatalog haben und ihn konsequent auf alle Bewerber anwenden.
Das bedeutet, dass ein Vermieter erklären müssen, wie er einen Kandidaten auswählt. Zum Beispiel könnten sie bei allen Bewerbern, die die Einkommensanforderungen erfüllen, das Prinzip 'Wer zuerst kommt, mahlt zuerst' anwenden, oder sie könnten erklären, dass die Auswahl darauf basiert, wer die stabile finanzielle Situation hat. Der entscheidende Teil ist, dass die Kriterien nicht diskriminierend sein dürfen. Ein Vermieter, der einen Kandidaten ablehnt, muss, wenn er dazu aufgefordert wird, einen Ablehnungsgrund angeben können, und dieser Grund muss auf den objektiven Kriterien basieren, die festgelegt wurden. Ob dies Diskriminierung nicht vollständig beseitigt, bietet es Mietern ein Mittel, gegen ungerechte Entscheidungen vorzugehen, und hält Vermieter an einen öffentlichen Standard.
Während des Überprüfungsprozesses hat ein Vermieter ein legitimes Interesse daran, die Identität des Mieters, seine Zahlungsfähigkeit und sein wahrscheinliches Verhalten als Mieter zu überprüfen. Allerdings müssen die erhobenen Daten in Bezug auf diesen Zweck verhältnismäßig und notwendig sein, im Einklang mit den Prinzipien der DSGVO (AVG).
Zu den üblichen zulässigen Anfragen gehören:
- Nachweis der Identität: Die Aufforderung, einen Ausweis zu sehen, ist normal, aber Vermieter sollten keine vollständige Kopie mit der
BSN-Nummer und dem Foto geschwärzt aufbewahren. Sie können nur Name, Geburtsdatum und Dokumentennummer notieren.
- Nachweis des Einkommens: Gehaltsabrechnungen der letzten 2-3 Monate, ein Arbeitsvertrag oder eine Arbeitgeberbescheinigung (
werkgeversverklaring) sind Standard. Für Freiberufler sind aktuelle Steuererklärungen oder eine Erklärung eines Buchhalters üblich.
- Vermieterreferenz: Eine Referenz eines vorherigen Vermieters wird manchmal angefordert.
Anfragen, die oft als unverhältnismäßig oder illegal angesehen werden, umfassen:
- Detaillierte Kontoauszüge, die persönliche Ausgabengewohnheiten zeigen.
- Medizinische Informationen oder Gesundheitserklärungen.
- Eine pauschale Forderung nach einer Strafregisterauskunft (
VOG) für eine Standardanmietung.
- Fragen zu Religion, sexueller Orientierung oder Familienplanung.
Ein skeptischer Mieter sollte jede Anfrage nach Informationen hinterfragen, die nicht direkt relevant für seine Fähigkeit ist, ein guter und zuverlässiger Mieter zu sein. Man hat das Recht zu fragen, warum bestimmte Informationen benötigt werden, und Daten abzulehnen, die zu aufdringlich sind.